Veränderung ist unser ständiger Begleiter.
Thomas Latus, Geschäftsführer von Modulr.Design, eröffnete die Veranstaltung und machte gleich zu Beginn deutlich, dass wir in einer Zeit angekommen wird, in der wir uns von dem Gedanken verabschieden müssen, irgendwann wieder in ruhigere Fahrwasser zu kommen: Die technologische Entwicklung, inklusive der Entwicklung von KI, wird immer weiter an Fahrt aufnehmen – und wir als digitale Leute müssen dabei mithalten können.
Dazu braucht es eine neue Einstellung gegenüber Neuem: eine Einstellung, die das Konzept der Psychologin Carol Dweck vom "Growth Mindset" (Wachstumsdenken) noch erweitert. Dies sind die drei Entwicklungsstufen der Denkweisen:
- Starres Denken (engl. "fixed mindset") erkennt man daran, dass Menschen Tatsachen als ewig gültig, unveränderbar und unantastbar betrachten. Dazu gehören z. B. Aussagen wie "Ich bin einfach unmusikalisch".
- Wachstumsdenken (engl. "growth mindset") zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen daran glauben, dass es mehr als eine zulässige Sichtweise auf Dinge geben kann, sich zweitens Dinge verändern können und drittens sie selbst auch Einfluss auf sich und ihre Umgebung ausüben können.
- Kreatives Denken (engl. "creative mindset") geht noch darüber hinaus und beschreibt, dass Menschen neue Erkenntnisse, Situationen und Probleme als Chance begrüßen, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Ständiger Wandel führt bei Menschen mit dieser Denkweise nicht zu Überforderung und Stress, sondern im Gegenteil: Er ist Triebfeder des eigenen Handelns.
Carol Dweck hatte die ersten beiden Denkweisen in ihrem Bestseller "Mindset" vorgestellt. Die nächste Entwicklungsstufe, das kreative Denken, beschrieb Thomas als Voraussetzung, um sich in Zeiten ständigen Wandels wohlzufühlen und sie für sich zu nutzen.
Low-Code: der Turbo für die Produktentwicklung.
Cedrik Dudek, Co-Geschäftsführer von 02100 Digital, beschrieb, wie es mithilfe von Low-Code-Tools möglich ist, schneller und effizienter zu hochwertiger Software zu kommen. Dabei stellte er die größten Vorteile dieser Tools vor – und räumte auch mit einigen Vorurteilen auf, die es in Bezug auf Low-Code gibt:
- Geschwindigkeit & Effizienz: Mithilfe von Low-Code-Tools lassen sich mit nur geringem Aufwand Prototypen erstellen, die so funktional sind, dass Testpersonen sie wie eine echte Software bedienen können. Das vermeidet Artefakte und falsche Erkenntnisse bei den Tests – und beschleunigt die Entwicklung bis zum MVP.
- Flexibilität: Die meisten führenden Low-Code-Anwendungen können ohne Programmierkenntnisse bedient werden. Dadurch sind auch Änderungen und Anpassungen sehr schnell und unkompliziert umsetzbar, was sowohl die Entwicklung des MVP als auch die Optimierung der veröffentlichten Software oder Website enorm vereinfacht.
- Kontrolle: Ein großer Schwachpunkt von Low-Code war bisher immer, dass man mit dem auskommen musste, was ein Anbieter zur Verfügung stellte: Features und Werkzeuge, die fehlten, konnten nicht einfach wie beim klassischen Coding entwickelt werden. Mittlerweile gibt es aber oft schon Möglichkeiten, diese Beschränkungen zu lösen: entweder durch Plugins von Drittanwendern oder durch selbst programmierte Erweiterungen.
- Skalierbarkeit: Dieser Punkt ist die Achillesferse des Low-Code-Bereiches – oder war es zumindest lange Zeit: Die meisten Tools eigneten sich zwar gut zur Erstellung der ersten Version einer Software, waren aber nicht dafür gebaut, große Lasten zu tragen. Inzwischen hat sich auch hier viel getan und es ist absehbar, dass Skalierbarkeit in Zukunft immer weniger zum Problem werden wird.
Und was bringt die Zukunft? Cedrik ist sicher, dass kommende Versionen der gängigen Tools in all diesen Punkten noch mehr Durchschlagskraft gewinnen werden, teilweise natürlich auch mithilfe von KI-Integrationen.
Digitale Transformation: Auf die Menschen kommt es an.
Nina Sophie Pejsa, ausgewiesene Expertin für Digitale Transformation, führte uns vor Augen, dass digitale Tools zwar viel bewirken können, aber machtlos sind, wenn die Menschen, die es betrifft, nicht mitspielen.
Warum sind Menschen das Problem? Weil es in deren Innenleben Einflussfaktoren gibt, die Veränderungen im Wege stehen:
- Gelernte Arbeitsweisen, die funktionieren und nicht infrage gestellt werden wollen
- Commitment, also das Gefühl, sich seinen alten Aufgaben verpflichtet zu fühlen
- Gewohnheit von Prozessen, sodass jede Änderung als Störung empfunden wird
- Einstellung, z. B. fehlende Offenheit für noch unbekannte Tools und Prozesse
- Fähigkeiten, die neu zu erlernen sind, um z. B. digitale Tools effizient einzusetzen
- Produktivitätsverlust, der am Anfang von Veränderungen unvermeidlich ist
- Angst vor der Verantwortung, vor dem Verlust von Kontrolle usw.
Nina beschrieb, dass es zur Überwindung insbesondere Führungskräfte braucht, die Mitarbeitende ermutigen und befähigen, die Digitale Transformation mitzutragen, und die mithilfe einer gelungenen Kommunikation für Transparenz und Vertrauen im Unternehmen sorgen.
Wie werden sich unsere Rollen verändern?
Im Anschluss an diese erkenntnisreichen Vorträge fand im Rahmen einer Forumsdiskussion ein Austausch mit allen Teilnehmenden statt. Dabei ging es um Rollen (z. B. Product Owner vs. Product Manager), um die Differenzierung verwandter Konzepte (Effektivität vs. Effizienz) und um Zukunftsprognosen im Bereich der digitalen Produktentwicklung.
Wir möchten an dieser Stellen unseren beiden Vortragsgästen sowie allen Teilnehmenden ganz herzlich danken: Der Abend hat zum Nachdenken angeregt, uns allen viel Freude bereitet – und uns motiviert, schon bald mit der Planung der nächsten Impulse-Ausgabe zu beginnen. Ihr seid dann natürlich wieder herzlich eingeladen!