Die Definition zum Nachlesen
Könnt oder wollt ihr das Video gerade nicht anschauen? Dann gibt's hier noch einmal den Text zum Nachlesen:
Was ist eine Heuristik?
Der Begriff Heuristik klingt sehr hochtrabend und viele können damit nichts anfangen, ihr vielleicht auch nicht.Dabei bedeutet er eigentlich nichts anderes als “Faustregel”, also eine Regel, die man einfach und guten Wissens befolgen kann. Hier zwei Beispiele:
- “Wenn der Ast eines Baums dünner ist als dein Unterarm, trägt er dich wahrscheinlich nicht.”
Stimmt vielleicht nicht immer, ist also wissenschaftlich nicht astrein, reicht aber für den Alltag. - “Zwei Tassen Wasser auf eine Tasse Reis”
Kommt natürlich auf die Sorte Reis an und auf die gewünschte Konsistenz und das Gericht, aber meistens haut's hin.
Heuristiken für User Experience
Im UX-Bereich hat Jacob Nielsen den Begriff Heuristik geprägt, als er vor fast 30 Jahren 10 Faustregeln für gute digitale Produkte definiert hat und diese leider nicht einfach Faustregeln genannt hat, sondern stattdessen den sperrigen Namen “Heuristiken” gegeben hat. Das ist schade, weil die Faustregeln nämlich hervorragend sind und sich bis heute als sehr hilfreich bewährt haben.
Beispiel: Nielsens erste Heuristik
Um zu verstehen, wie so eine Faustregel im UX-Bereich aussieht, schauen wir uns einfach einmal die erste an:
Schafft Klarheit über die aktuelle Situation.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Nutzer·innen jederzeit alle Infos über die aktuelle Situation haben, die sie benötigen, um gute Entscheidungen zu treffen. Ihr kennt das z. B. beim Auto: Dort gibt es einen Tacho, der mir sagt, wie schnell ich gerade fahre, damit ich weiß, ob ich die Geschwindigkeit halten oder abbremsen oder beschleunigen soll. Und die Tankanzeige zeigt mir, wann ich wieder tanken sollte. Und so weiter.
Aber auch bei Software sind solche Anzeigen hilfreich und wichtig:
- Habe ich neue E-Mails bekommen?→ Eine kleine Zahl innerhalb eines Kreises verrät's mir.
- Wie viel Speicherplatz habe ich in meinem Cloud-Speicher noch übrig?→ Auf dem Dashboard meiner App sehe ich's sofort.
- Wer ist in meinem Chat-Programm gerade online?→ Ein kleiner grüner Punkt neben dem Profilbild zeigt's mir an.
- Ist mein gewünschtes Produkt noch vorrätig?→ Dank eines sofort sichtbaren Hinweises sehe ich's mit einem Blick.
Zu dieser Faustregel “Klarheit schaffen” gehört aber auch, dass Nutzer·innen direktes Feedback zu dem bekommen, was sie gerade getan haben, also …
- Erfolgsmeldungen und -signale, die bestätigen, dass etwas geklappt hat.
- Fehlermeldungen, die zeigen, dass etwas nicht geklappt hat – sowie idealerweise, wie Nutzer·innen das Problem beheben können.
Ihr merkt: Das ist eine gute Faustregel — pardon: Heuristik natürlich. Und die anderen neun sind ähnlich hilfreich.
Mehr Infos und hilfreiche Links
In 90 Sekunden kann man natürlich nur an der Oberfläche kratzen. Falls ihr jetzt neugierig geworden seid und tiefer einsteigen wollt, sind hier ein paar Möglichkeiten dazu:
Unser zweiteiliger Artikel über Nielsens UX-Heuristiken
Das Beispiel zur ersten Heuristik “Klarheit schaffen”, das ihr gerade gelesen habt, kommt aus einem zweiteiligen Artikel, in dem wir alle zehn Heuristiken genau beschreiben und anhand von Beispielen anschaulich erklären. Hier geht's direkt zu den Artikeln:
Originalquelle der Nielsen Norman Group
Wenn ihr die UX-Heuristiken im englischen Original von Jacob Nielsen selbst nachlesen wollt, könnt ihr das direkt auf der Seite der Nielsen Norman Group tun:
10 Usability Heuristics for Interface Design
Begleitung bei der Umsetzung von Heuristiken
Wenn ihr Unterstützung dabei braucht, die zehn Heuristiken ganz konkret zu nutzen, um eure App oder Software zu verbessern, sagt gern Bescheid, am besten per E-Mail an: ux@modulr.design